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Residenztheater

Das Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel) ist eines der traditionsreichsten und mit einem Ensemble von über 50 Schauspieler*innen und mehr als 450 Mitarbeiter*innen größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum. Seine Historie beginnt im 18. Jahrhundert als Kurfürstliches Hof- und Nationaltheater. Bespielt werden drei Spielstätten: das Residenztheater am Max-Joseph-Platz mit 881 Plätzen, das Cuvilliéstheater mit 437 Plätzen und der Marstall mit ca. 146 Plätzen, alle in unmittelbarer Nachbarschaft der Residenz im Herzen Münchens.

Seit 2019 ist Andreas Beck Intendant. Das Residenztheater unter seiner künstlerischen Leitung steht für ein Ensembletheater, das den Schwerpunkt auf zeitgenössische Dramatik mit Uraufführungen und Neudichtungen neben der Pflege eines klassischen Repertoires legt. Klassische Stoffe und Texte werden aus dem Hier und Jetzt heraus befragt und erfahren eine Neudichtung oder Übertragung. Mit der Uraufführung von Ewald Palmetshofers für das Residenztheater als Auftragswerk entstandenem Theatertext «Die Verlorenen» wurde die erste Spielzeit der neuen Intendanz am 19. Oktober 2019 im Residenztheater eröffnet.

Kontakt

Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München

Telefon: +49 (0)89 2185 1940
Fax: +49 (0)89 2185 2185
E-Mail: tickets@residenztheater.de

Bewertungschronik

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Bewertungen & Berichte Residenztheater

Schauspiel

Sankt Falstaff

von Ewald Palmetshofer frei nach Shakespeares «King Henry IV»

Premiere: 22.1.2025

Der Staatsstreich ist geglückt. Multiple Krisen und von langer Hand geplante Umsturzszenarien haben die alte Regierung weggefegt. Wie ein Quasikönig regiert Heinrich Bolingbrock mit seinen Gefolgsleuten das Land. Doch Heinrich ist alt und krank und es ist kein geeigneter Nachfolger in Sicht. Im Schatten dieser strauchelnden Herrschaft laufen die Geschäfte in Frau Flotts Containerkneipe hingegen ausgesprochen gut. Dort schlägt sich der in jeder Hinsicht raumgreifende John mit seinem Intimfreund Harri die Nächte um die Ohren – ein ungleiches Paar, verbunden durch die gemeinsame Lust an scharfzüngiger Rede und reichlich Bier. Als Harri jedoch aus dem Zentrum der Macht ein unmoralisches Angebot erreicht, wirft das nicht nur auf die Zukunft des Staats, sondern auch auf Johns Freundschaft zu Harri ein neues Licht. Wird er mit Harri aufsteigen oder müsste er nicht vielmehr der Fortpflanzung der illiberalen Herrschaft in den Schritt fahren? Vielleicht sogar um den Preis des eigenen Untergangs?

Sprachlich geschliffen und derb-komisch zugleich übersetzt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer Shakespeares Historienstück, in dem sich Königsdrama und Komödie auf verblüffende Weise die Hand reichen, in die nahe Zukunft. Palmetshofers Neudichtung fragt nach der (Un-)Möglichkeit der Liebe in unmöglichen Zeiten, worum auch die beiden anderen großen Shakespeare-Stoffe dieser Spielzeit – «Ein Sommernachtstraum» und «Romeo und Julia» – kreisen, wenn auch mit anderem Ausgang.

Inszenierung: Alexander Eisenach
Bühne: Daniel Wollenzin
Kostüme: Claudia Irro
Musik: Benedikt Brachtel, Sven Michelson
Licht: Verena Mayr
Video: Oliver Rossol
Dramaturgie: Constanze Kargl

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Schauspiel

Maria Stuart

von Friedrich Schiller

Maria Stuart, die entthronte schottische Königin, sucht in England Asyl, findet sich aber alsbald in Festungshaft, da ihre Tante, die englische Königin Elisabeth Tudor, Ermittlungen gegen sie aufnimmt: Maria war angeblich im Alter von siebzehn Jahren in die Ermordung ihres Ehemanns verstrickt – so die offizielle Anklage, gerüchtehalber aber auch in ein ganz aktuelles Umsturzkomplott. Schiller zeichnet keine seiner Protagonistinnen in besonders schmeichelhaftem Licht: Maria als impulsive Verführerin, Elisabeth als eifersüchtige und entscheidungsscheue Regentin. An Goethe schreibt er 1799 über seinen «poetischen Kampf mit dem historischen Stoff», bevor es ihm gelingt, «der Phantasie eine Freiheit über die Geschichte zu verschaffen». Und diese Freiheit besteht auch darin, aus der beliebten «Virgin Queen» – die in ihrer Regentschaft jahrelange Querelen mit Frankreich befriedete, den Staatshaushalt konsolidierte, den Grundstein von Seemacht und Commonwealth legte, eine Blütezeit für Künste und Wissenschaft schuf – eine Zauderin zu machen, die lieber sterben möchte, als über den Konflikt mit Maria zu entscheiden. Hier schreibt sich auch Schillers eigene Gegenwart in das Stück ein, in der wenige Jahre zuvor Marie Antoinette als eine der Frontfrauen des Absolutismus auf dem Schafott ihr Ende fand: «Dies Land, Mylady, hat in letzten Zeiten / Der königlichen Frauen mehr vom Thron / Herab aufs Blutgerüste steigen sehn». Denn im Hintergrund dieses Politthrillers um Ämternachfolge und Staatskonfession lauert immer der Volksaufstand, der schließlich beide Königinnen den Kragen kosten könnte.

Schiller lässt nicht nur den Hofstaat, sondern auch seine Majestäten selbst zweifeln, ob es ein einzelner Mensch vermag, im Sinne eines Volks zu entscheiden, und exerziert diese «Furcht, die schreckliche Begleitung der Tyrannei» in allen Schattierungen durch. Er schreibt so nicht nur ein Stück über das Zögern einer Staatenlenkerin, sondern auch über die Notwendigkeit der Demokratie. Dass diese Debatte wie in der antiken «Orestie» ihren Anfang mit einem Gattenmord und ihr Ende im Irren der Entscheidung der Einzelnen findet, ist vielleicht kein Zufall.

«Ein Stück über das NICHT-Handeln. Über die radikale Einsamkeit und unentrinnbare (Ohn-)Macht, in die eine menschliche Machthaberin hineingerät. Mich interessiert die Faszination dieser Frau an der anderen, das Erkennen ihrer selbst in der anderen. Und ihr schlussendliches TROTZDEM-Handeln, getrieben von einem in sich falschen System, in dem es nur die eine Entscheidung geben kann.» Nora Schlocker

Inszenierung: Nora Schlocker
Bühne: Irina Schicketanz
Kostüme: Jana Findeklee, Joki Tewes
Komposition und Sounddesign: Philipp Weber
Licht: Gerrit Jurda
Choreografie und Körperarbeit: Sabina Perry
Dramaturgie: Constanze Kargl

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 2 Stunden 20 Minuten, 1 Pause

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Schauspiel

Blind

von Lot Vekemans

aus dem Niederländischen von Eva M. Pieper und Alexandra Schmiedebach

Nach dem Tod seiner Frau lebt Richard abgeschottet in einer streng bewachten Gated Community. Seine langjährige Haushälterin hat er ohne ersichtlichen Grund entlassen. Nun nimmt er seine einzige Tochter Helen in die Pflicht, ihn zu versorgen, da er zunehmend pflegebedürftig wird. Zwischen Vater und Tochter herrschte lange Funkstille, trennt die beiden doch mehr, als sie verbindet. Richard – als ehemaliger erfolgreicher Ingenieur für Wasserwirtschaft immer noch mit einem großen Ego ausgestattet – respektiert weder Helens idealistische Berufsauffassung als Anwältin noch die Wahl ihres Ehemanns, eines Schwarzen Intellektuellen. Helen wiederum wirft ihm vor, sich den Herausforderungen einer sich verändernden Gesellschaft zu entziehen, in der bewusster über Fragen von Geschlechtergerechtigkeit und Rassismus nachgedacht wird und in der nur der sorgsamere Umgang mit den knappen Ressourcen der Natur die Existenz nachfolgender Generationen garantiert. Bei einer der Stippvisiten der Tochter schließen die elektrischen Rollläden automatisch – so wie es bei einem Überfall vorgesehen ist. Vater und Tochter sind gezwungen, miteinander auszuharren.

«Wie sollen wir miteinander leben?», fragt die meistgespielte niederländische Dramatikerin Lot Vekemans in ihrem neuen Stück und trifft damit den Nerv der Zeit. Sie zeigt auf eine sehr menschliche Weise die u vereinbar scheinenden Haltungen, die in vielen Familien und Freundeskreisen für Dissens und Konflikt sorgen.

Vekemans’ Solo «Niemand wartet auf dich» mit Juliane Köhler wurde am Residenztheater mit großer Resonanz gestreamt. In «Blind» spielt sie an der Seite von Manfred Zapatka. Die deutschsprachige Erstaufführung von «Blind» inszeniert der Regisseur Matthias Rippert, der mit seinen präzisen Interpretationen zeitgenössischer Dramatik auf sich aufmerksam gemacht hat.

Inszenierung: Matthias Rippert
Bühne: Fabian Liszt
Kostüme: Alfred Morina
Musik: Robert Pawliczek
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Almut Wagner

Dauer: 1 Stunde 40 Minuten, Keine Pause

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Schauspiel

James Brown trug Lockenwickler

von Yasmina Reza

aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel

Hast du verstanden, was sie damit sagen wollte? - Nein. Aber gefallen hat es mir nicht.

Das Ehepaar Pascaline und Lionel Hutner ist verzweifelt: Ihr Sohn Jacob ist Céline Dion. Als er im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal einen Song des kanadischen Superstars hörte, begann seine Transformation. Nun beherrscht er/sie ihr Repertoire perfekt und plant die Welttournee «Road to South» mit neuen Songs. In der therapeutischen Einrichtung einer Psychiaterin, die allerdings in den Augen der Eltern selbst etwas zu unkonventionell ist, soll Jacob «geheilt» werden. Doch zu ihrer noch größeren Verzweiflung akzeptiert die Therapeutin nicht nur Jacobs Selbstbild, sondern rät auch den Eltern, mit seinem Identitätsentwurf Frieden zu schließen. Zumal es Jacob-Céline gut geht, hat sie doch zum ersten Mal im Leben eine Freundschaft geschlossen und in dem jungen Philippe, der als Weißer davon überzeugt ist, Schwarz zu sein, einen Seelenverwandten gefunden hat.

Yasmina Reza, gefeierte Autorin viel gespielter Gesellschaftskomödien wie «Gott des Gemetzels» und «Drei Mal Leben» und Bestsellerromanen – zuletzt «Serge» – hat ein neues, märchenhaft-melancholisches Stück über die tiefgreifenden Verständnisprobleme zwischen den Generationen geschrieben, das die Freiheit und Selbstbestimmtheit des Individuums als oberstes Prinzip feiert.

Mit Philipp Stölzl, der in der vergangenen Spielzeit «Das Vermächtnis» von Matthew Lopez am Residenztheater herausgebracht hat (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2023), übernimmt Yasmina Rezas Wunschregisseur die Uraufführung.

Inszenierung und Bühne: Philipp Stölzl
Kostüme: Kathi Maurer
Musik: Ingo Ludwig Frenzel
Licht: Gerrit Jurda
Mitarbeit Bühne: Franziska Harm
Choreografie und Körpertraining: Paulina Alpen
Dramaturgie: Almut Wagner

Dauer. 1 Stunde 40 Minuten, Keine Pause

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

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Schauspiel

Ein Sommernachtstraum

von William Shakespeare

Deutsch von Angela Schanelec, In Zusammenarbeit mit Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens, Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main

So schnell sind helle Dinge in Verwirrung.

William Shakespeares «Ein Sommernachtstraum» ist ein heilloses Verwirrspiel der Emotionen. Nichts wird hier ausgelassen, alles bis zum Ende durchexerziert: von der Liebe auf den ersten Blick, dem Versprechen auf ewige Treue, bis zum animalischen Begehren, der rasenden Eifersucht und dem gemeinen Verrat – mal hochkomisch, dann wieder tieftragisch. Drei unterschiedliche Handlungsstränge verbindet Shakespeare in seiner bekanntesten und zugleich abgründigsten Komödie virtuos miteinander. Da ist zum einen das schier hoffnungslose Gefühlschaos zwischen den beiden Liebespaaren am Athener Hof, wo irgendwie jede*r jede*n liebt und doch nicht liebt, dann der finstere Ehestreit zwischen Titania und Oberon in der Feen- und Geisterwelt des Waldes und schließlich die verzweifelten Bemühungen einer örtlichen Laiengruppe ein Theaterstück einzustudieren. Der einzige, der in diesem Wirrwarr die Handlungsfäden in der Hand hält und auf das raffinierteste verwebt, ist eine von Shakespeares berühmtesten Theaterfiguren: Puck. Ein Troll, mit teuflischem Vergnügen am Chaos, der allein entscheidet, wer es hier mit wem, wann, wo und wie treibt.

Stephan Kimmig verlegt das Geschehen in seiner Inszenierung aus dem antiken Athen in unsere Gegenwart. Seine Liebenden verirren sich nicht in einem Wald, sondern in der Wildnis der Großstadt. Kimmigs Figuren sind dabei genauso wie bei Shakespeare auf der Suche nach Liebe, nach ihrer Sexualität und ihrer Identität. Von ihren Gefühlen getrieben, verlieren sie sich im Beat und Drogenrausch der Clubnacht, um sich am Ende dann doch selbst zu finden.

Inszenierung: Stephan Kimmig
Bühne: Katja Haß
Kostüme: Anja Rabes
Musik: Michael Verhovec
Licht: Gerrit Jurda
Video: Mirko Borscht
Dramaturgie: Barbara Sommer, Michael Billenkamp

Bei dieser Inszenierung kommt Stroboskoplicht zum Einsatz.

Dauer: 2 Stunden 55 Minuten, 1 Pause

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Schauspiel

Valentiniade. Sportliches Singspiel mit allen Mitteln

von und nach Karl Valentin und mit Texten von Michel Decar

«Ist das Theater nicht auch Schule, Fragezeichen!»

Die vierfach zum Theatertreffen eingeladene und für ihre rasanten, irrwitzigen Inszenierungen samt spielwütigen Schauspielensembles bekannte Regisseurin Claudia Bauer widmet sich in ihrer neuen Arbeit einem Münchner Original, dem genialen Komiker Karl Valentin. In ihrer gewohnt opulenten Bühnensprache entwickelt sie eine Hommage an den bayerischen Sprachanarchisten, für den der Kritiker Alfred Kerr eigens die Bezeichnung «Wortzerklauberer» erfand. Bis heute passen Valentins tragikomische Kunst und «dialektische Sprachspielerei» in keine gängige Schublade. Gerade diese Einzigartigkeit hat die nachfolgenden Künstlergenerationen maßgeblich beeinflusst: von Bertolt Brecht über Samuel Beckett bis hin zu Herbert Achternbusch, Gerhard Polt und Christoph Schlingensief, der ihn als «einen der Größten» bezeichnete. Der gelernte Tischler begann zunächst als «Vereinshumorist» und Volkssänger. Seinen Bühnendurchbruch feierte er erst, als er 1911 auf seine kongeniale Partnerin Liesl Karlstadt traf und die beiden fortan gemeinsam auftraten. Die Liste ihrer legendären Sketche und Filme ist schier endlos: «Orchesterprobe», «Im Schallplattenladen», «Der Theaterbesuch», «Der Firmling» oder «Buchbinder Wanninger».

Mit seinem ureigenen Humor hat sich Karl Valentin einmal vielleicht am schönsten und treffendsten selbst charakterisiert:

«Karl Valentin, Münchner Komiker, Sohn eines Ehepaares. Karl Valentin erlernte aus Gesundheitsrücksichten im Alter von zwölf Jahren die Abnormität und zeigte nach reiflicher Überlegung Talent zum Zeitunglesen. Karl Valentins Eigenheiten sind eigen. Etwas von den körperlichen Eigenschaften Karl Valentins zu schreiben, ist am Platze. Sein Körpergewicht ist unwichtig, seine Größe – länglich; sein Gang – beweglich; sein Charakter charakteristisch; seine Haltung – lächerlich.»

Inszenierung: Claudia Bauer
Bühne: Andreas Auerbach
Kostüme: Patricia Talacko
Komposition und Musikalische Leitung: Michael Gumpinger
Video: Jonas Alsleben
Licht: Gerrit Jurda, Markus Schadel
Dramaturgie: Constanze Kargl

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 1 Stunde 45 Minuten, Keine Pause

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Schauspiel

Sternstunden der Menschheit

nach Stefan Zweig in einer Fassung von Thom Luz

Napoleons Untergang bei Waterloo, Lenins heimliche Rückkehr nach Russland, Scotts knapp verpasste Entdeckung des Südpols oder die schwierige Verlegung eines Telegrafenkabels durch den Atlantik – Stefan Zweig beschreibt in seinen historischen Miniaturen Augenblicke, in denen sich die Weltgeschichte in einem kurzen Moment für immer verändert hat. Und er beschreibt das Chaos, die Unfälle und Gleichzeitigkeiten, die dazu geführt haben. Die Irrtümer, der Starrsinn und die Eitelkeit seiner fragwürdigen Helden reihen sich zu einem unfreiwilligen Porträt der Menschheit in all ihren Widersprüchen.

Die Theaterversion von Zweigs «Sternstunden» spielt im Hier und Heute: In einer Museumslagerhalle voller nutzlos gewordener Statuen und Trümmer aus zweitausend Jahren europäischer Geschichte stellt das Münchner Ensemble dieses Durcheinander von Zufällen und umstürzenden hochtrabenden Plänen nach. Ein zirzensisches, absurdes Panorama aus fallenden Wänden, einstürzenden Kartenhäusern und sprechenden Kanonenkugeln. Zweigs Beschwörungen der vermeintlich sicheren Welt von gestern, des Pioniergeists und der Heldenhaftigkeit seiner Entdecker, Dichter, Denker und Generäle vermischen sich dabei mit der Erzählung seines eigenen verschlungenen
Fluchtwegs durch die tobende Weltgeschichte: Aus seiner Salzburger Heimat vertrieben, rastlos auf der Suche nach einer neuen, sicheren Bleibe, wählt er schließlich in Brasilien den Freitod.

Wie immer im Theater von Thom Luz, seit 2019 Hausregisseur am Residenztheater, spielt dabei auch die Musik eine Hauptrolle. Während sich im Verlauf der Vorstellung die Klänge von Zweigs Erzählungen übereinanderstapeln wie Hemden in einem Überseekoffer, treffen die Expeditionen der Schauspieler* innen auf die Melodien der neuen Welt, die brasilianische Saudade, die bei aller Melancholie nie wirklich traurig ist.

Gastspiel in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen | Münchner Premiere am 19. Oktober 2024 im Residenztheater

Inszenierung und Sounddesign: Thom Luz
Bühne: Duri Bischoff
Kostüme: Tina Bleuler
Komposition und Musikalische Leitung: Mathias Weibel
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Katrin Michaels
Video: Jonas Alsleben

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause

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Schauspiel

Werther

Ein theatralischer Leichtsinn von Johann Wolfgang Goethe
mit Texten von Karoline von Günderrode

«Die Leiden des jungen Werther» geriet 1774 in ganz Europa zur literarischen Sensation und machte den erst 25-jährigen Goethe über Nacht zum Star der jungen Stürmer und Dränger. Ursprünglich wollte Goethe den Stoff über Werthers unerfüllte Liebe zu Lotte als Bühnenstück bearbeiten, entschied sich schließlich aber für die Form des Briefromans. Die Regisseurin Elsa-Sophie Jach greift Goethes verworfene Idee auf und transferiert in ihrer Werther-Bearbeitung das liebeskranke Alter Ego Goethes auf die Bühne. «WERTHER. Ein theatralischer Leichtsinn» erweitert dabei den erstaunlich modernen, flirrenden Goethe‘schen Gefühlsrausch um Texte einer Zeitgenossin Goethes: Karoline von Günderrode. Ihre eigenwillige, melancholische und hochpoetische Dichtung, die ihr die Bezeichnung «Sappho der Romantik» einbrachte, trifft mit ihrer emanzipatorischen Radikalität auf den emotionalen Überschwang von Goethes tragischem Anti-Helden.

Inszenierung: Elsa-Sophie Jach
Bühne und Kostüme: Aleksandra Pavlović
Musik: Roman Sladek, Max Kühn
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Constanze Kargl

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause

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Schauspiel

Andersens Erzählungen

Musiktheaterstück von Jherek Bischoff, Jan Dvořák und Philipp Stölzl

An einem stürmischen Abend im Jahr 1836 erscheint Hans Christian Andersen uneingeladen im Haus seines Jugendfreundes Edvard Collin, der am nächsten Tag seine Verlobte Henriette heiraten wird. Andersen ist durch Wind und Wetter gereist, um Edvard erneut seine Liebe zu gestehen. Der Empfang der Familie ist frostig, der Bräutigam selbst außer Haus beim Junggesellenabschied. Einzig Henriette fühlt sich von dem außergewöhnlichen Charme des Gasts angezogen, der stets umgeben von seinen eigenen Märchenfiguren in einer Fantasiewelt lebt. Er verzaubert das nüchterne Zimmer in eine schillernde Unterwasserlandschaft und in überirdisch schöne Schlösser. Und er beginnt, der Braut des Freundes das Märchen der kleinen Meerjungfrau zu erzählen: Entflammt von der Liebe zu einem Prinzen möchte sie ein Mensch werden und ist bereit, dafür ihre Stimme und ihre Heimat zu opfern – und so ihr Leben aufs Spiel zu setzen.

In ihrem Musiktheaterstück lassen Regisseur Philipp Stölzl, Komponist Jherek Bischoff und Librettist Jan Dvořák das Drama um die unerfüllte Liebe des dänischen Dichters in der prüden Biedermeierzeit mit seinem fantastischen literarischen Kosmos verschmelzen und erzählen in poetischen Bildern und mit bewegender Musik davon, dass Andersen sich in seiner berühmtesten Märchenfigur spiegelt.

Nach «Das Vermächtnis» von Matthew Lopez – eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2023 – und «James Brown trug Lockenwickler» von Yasmina Reza arbeitet Regisseur Philipp Stölzl zum dritten Mal am Residenztheater, für «Andersens Erzählungen» erstmals gemeinsam mit dem US-Amerikaner Jherek Bischoff, der bereits für das Kronos Quartett, David Byrne und Robert Wilson komponierte.

Inszenierung und Bühne: Philipp Stölzl
Musikalische Leitung und Klavier: Stephen Delaney
Bühne: Heike Vollmer
Kostüme: Kathi Maurer
Komposition: Jherek Bischoff
Licht. Markus Schadel
Choreografie: Sol Bilbao Lucuix, Claudio Costantino
Dramaturgie: Johanna Mangold, Bettina Fischer, Almut Wagner, Julia Fahle

Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Dauer: 2 Stunden 30 Minuten, Keine Pause

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Schauspiel

Das Schloss

nach dem gleichnamigen Roman von Franz Kafka

für die Bühne bearbeitet von Karin Henkel und Rita Thiele

Eines Abends betritt ein Unbekannter namens K. ein Dorfgasthaus. Wie ihm mitgeteilt wird, darf sich vor Ort aber niemand ohne Bewilligung der dem Dorf vorstehenden Schlossbehörden aufhalten. K. weist sich daraufhin als ein vom Schloss bestellter Landvermesser aus und wird nach drei Tagen darüber in Kenntnis gesetzt, dass man keinen Landvermesser brauche, ja nicht einmal sicher sei, ob je nach einem verlangt wurde. Aus ungeklärten Motiven und gegen seinen Wunsch ernennt man K. stattdessen zum Schuldiener, attestiert ihm in einem Schreiben aus dem Schloss aber, dass man mit seiner Tätigkeit als Landvermesser durchaus zufrieden sei. So dubios der Verwaltungsapparat des Schlosses agiert und so intransparent und willkürlich die Entscheidungen der Beamten scheinen, sosehr muss auch der Wahrheitsgehalt der inkohärenten Aussagen von K. angezweifelt werden. Um die Rechtmäßigkeit seiner Anwesenheit und Verpflichtungen zu klären, versucht K. schließlich selbst im Schloss vorstellig zu werden, doch all seine Versuche, zum Schloss zu gelangen, scheitern. Je größer sein Bemühen, desto entfernter und unerreichbarer scheint das Schloss. Unklar bleibt auch, welche Bewandtnis es damit überhaupt auf sich hat – gewiss ist nur, dass K. niemals ans Ziel gelangen wird. Ständig werden falsche Fährten gelegt, widersprüchliche Informationen gegeben, vage Vermutungen angestellt, Angaben in Zweifel gezogen, denn das Wesen des «Schlosses» ist seine Undeutbarkeit. Oder wie der Filmsoziologe Siegfried Kracauer, ein Zeitgenosse Kafkas formulierte: «Das Schloss» ist Ausdruck der «Abgesperrtheit des Menschen von der Wahrheit».

2024 jährt sich der Todestag Franz Kafkas zum hundertsten Mal. Aus diesem Anlass inszeniert Karin Henkel, eine der renommiertesten Regisseur*innen des deutschsprachigen Raums, Kafkas 1926 postum erschienenes Romanfragment, dieses geheimnisvolle Schlüsselwerk der literarischen Moderne. Ihre poetische, höchst aktuelle feministische Interpretation der «Medea» nach Euripides steht weiterhin auf dem Spielplan des Residenztheaters.

Inszenierung: Karin Henkel
Bühne: Thilo Reuther
Kostüme: Katrin Wolfermann
Komposition und Sounddesign: Arvild J. Baud
Licht: Markus Schadel
Choreografie: Brandon Lagaert
Dramaturgie: Constanze Kargl

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 1 Stunde 45 Minuten, Keine Pause

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Schauspiel

Erfolg

nach dem gleichnamigen Roman von Lion Feuchtwanger

für die Bühne bearbeitet von Barbara Sommer und Stefan Bachmann

München, Anfang der 1920er-Jahre: Dr. Martin Krüger, progressiver Direktor der Staatsgalerie, erwirbt für sein Museum anstößige Bilder – eine willkommene Gelegenheit für die bayerische Regierung, den unbequemen Zeitgenossen endlich von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Ein politisch motivierter Prozess katapultiert den unschuldigen Mann ins Gefängnis. Der 26-jährigen Grafologin Johanna Krain, zunächst Verlobte, dann Ehefrau des Gefangenen, sitzt das erlebte Unrecht wie ein Stachel im Fleisch. Ihre Mission ist klar: Martin muss zurück in die Freiheit. Johanna beginnt zu kämpfen, gerät tief in das Dickicht machtpolitischer Ränke und verstrickt sich auf dem Nährboden der bayerisch-bierseligen Lebensart bald auch emotional. Sie geht ein Verhältnis mit einem Großindustriellen ein, schläft mit einem zwielichtigen Emporkömmling, verbindet sich schließlich mit einem egozentrischen Schriftsteller. Alle versprechen Hilfe im Fall Krüger, doch Schicksal und Zeitläufte stellen Johanna hart auf die Probe.

Mit «Erfolg» reisen wir ins Innere einer Gesellschaft, in welcher der eigene Karrierevorteil, die Ansprüche gekränkter Seelen, der Hass auf die Nachbar*innen, die Wut auf die politisch Andersdenkenden oder die eigene Orientierungslosigkeit zum Maß aller Dinge werden. Die Politik wird zum Schauplatz persönlicher Emotionalität und individueller Bedürftigkeit. Gefundenes Fressen für einen Skrupellosen wie den Nationalisten Rupert Kutzner, der mit seinen «Wahrhaft Deutschen» den Rechtsstaat sukzessive außer Kraft setzt und zum fatalen Hoffnungsträger avanciert.

Nach seiner Inszenierung von «Graf Öderland» (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2021) widmet sich Stefan Bachmann mit Feuchtwangers «Erfolg» einem Stoff, der hellsichtig und erstaunlich zeitgemäß die gesellschaftspsychologischen Mechanismen seziert, in denen sich demokratische Strukturen verflüchtigen.

Inszenierung: Stefan Bachmann
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Barbara Drosihn
Choreografie und Körperarbeit: Sabina Perry
Komposition und Musikalische Einstudierung: Sven Kaiser
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Barbara Sommer

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 2 Stunden 40 Minuten, 1 Pause

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1 Schauspiel

Agamemnon

von Aischylos

Aischylos’ König Agamemnon kehrt nach zehnjährigem Kampf gegen Troja als Triumphator nach Hause zurück, nicht ahnend, dass ihn nur der Hass und Rachewunsch seiner Ehefrau Klytämnestra erwarten. Diese kann ihm nicht verzeihen, dass er ihre gemeinsame Tochter Iphigenie geopfert hat, um auf dem Weg nach Troja bei den Göttern günstige Winde für seine Kriegsflotte zu erbitten. Zehn Jahre hat Klytämnestra warten müssen, um den Mord an ihrer Tochter rächen zu können. Für ihr Vorhaben glaubt sie nicht nur ihr Recht als Mutter, sondern auch die Götter auf ihrer Seite. In ihrem Furor will sie aber nicht erkennen, dass auch sie nur Teil jenes Fluchs ist, der für jede Bluttat eine weitere verlangt und der seit jeher auf dem Geschlecht der Atriden lastet. Oder anders gesagt: Mit der Rache an Agamemnon besiegelt Klytämnestra auch das Schicksal ihrer beiden anderen Kinder, Elektra und Orest.

Vor 2500 Jahren schrieb Aischylos mit «Agamemnon» den Auftakt zu seiner Tragödientrilogie der «Orestie». Er schildert darin den tödlichen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt als Ursache für Krieg, Leid und Verderben und zeigt, wie sich dieser durchbrechen lässt. Zu Recht gilt die «Orestie» deshalb bis heute als großes Plädoyer für Demokratie und Frieden.

«Agamemnon» ist Teil der Auseinandersetzung des Residenztheaters mit dem Mythos der «Orestie», zu der auch Jean-Paul Sartres radikale Zuspitzung des Stoffs in «Die Fliegen» zu Beginn der Spielzeit und Robert Borgmanns musiktheatrale Installation «Athena» gehören.
Der für seine bildgewaltigen und musikalischen Inszenierungen gefeierte Regisseur und Bühnenbildner Ulrich Rasche hat Aischylos’ «Agamemnon» im Juli 2022 im Rahmen einer Koproduktion des Residenztheaters mit dem Athens Epidaurus Festival für das knapp zehntausend Zuschauer*innen fassende antike Amphitheater in Epidaurus erarbeitet. Rasche legt in seiner Inszenierung die grausame, sich immer selbst antreibende Spirale der Gewalt offen, die sowohl dem Atridenfluch als auch dem Trojanischen Krieg zugrunde liegt, und zeigt eindrücklich das Mahlwerk dieser fatalen Maschinerie.

Deutsch von Walter Jens
Inszenierung und Bühne: Ulrich Rasche
Kostüme: Romy Springsguth
Chorleitung: Jürgen Lehmann
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Michael Billenkamp

Eine Koproduktion von Residenztheater München und Athens Epidaurus Festival

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 2 Stunden, Keine Pause

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Schauspiel

Anne-Marie die Schönheit

von Yasmina Reza

Die international meistgespielte Gegenwartsdramatikerin Yazmina Reza, gefeiert vor allem für ihre pointierten Dialogstücke, hat mit «Anne-Marie die Schönheit» einen großen Monolog für ihren Lieblingsschauspieler André Marcon geschrieben. Im Zentrum dieser Eloge an die Kunst des Schauspiels steht eine alternde Schauspielerin, die ihr gesamtes Theaterleben mit Klein- und Kleinstdarstellungen zugebracht hat und sich nie aus ihrer Schattenexistenz befreien konnte. Anlässlich eines (vielleicht auch nur fantasierten) Interviews rückt sich die Beinahe-Diva endlich selbst ins Zentrum und spricht ohne Punkt und Komma gegen Einsamkeit und Alter an. Verkörpert wird diese störrische, um Bedeutung kämpfende Schauspielerin ausgerechnet von einem Schauspieler – ein humorvoll-berührendes Spiel-im-Spiel auf der Suche nach Trost in der Kunst.

aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel
Inszenierung: Nora Schlocker
Bühne: Lisa Käppler
Kostüme: Lovis Hauser
Musik: Alexander Vičar
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Constanze Kargl

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 1 Stunde 20 Minuten, Keine Pause

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Schauspiel

Jetzt oder nie

Ein Liederabend von Florian Paul und Max Rothbart

Residenztheater-Schauspieler Max Rothbart, der u.a. als «Peer Gynt» zu erleben ist, und Florian Paul, Kopf der «Kapelle der letzten Hoffnung», haben sich zusammengetan, um in einem mitreißenden, hochkomischen und die großen Fragen des Lebens stellenden Liederabend gemeinsam mit ihren Ensemblekolleg*innen auszurufen: Jetzt oder nie! Das Repertoire reicht von Franz Schubert über Die Toten Hosen, von Nina Hagen bis hin zu Evergreens von Katja Ebstein und Udo Jürgens.

Warum kommt das
Glück nicht zu mir?

Stellen Sie sich vor, Sie wurden noch nicht geboren. Stellen Sie sich weiter vor, dass Ihr bisheriges Leben keine Rolle spielt. Genauso wenig wie all die verpassten Chancen und falschen Entscheidungen, die Sie vielleicht getroffen haben. Lassen Sie all das hinter sich. In «Jetzt oder nie» starten wir gemeinsam von vorn! Sie setzen sich hin, verschwinden für einen Moment und lauschen der Musik. Und dann? Irgendwann müssen Sie sich entscheiden. Wollen Sie geboren werden? Hinaus ins Leben? Oder im Dunklen sitzen bleiben. Es liegt ganz bei Ihnen. Nur eine Sache noch: Wenn es soweit ist, dann heißt es - Jetzt oder nie!
Max Rothbart

Inszenierung und Text: Max Rothbart
Musikalische Leitung: Florian Paul
Bühne: Lisa Käppler
Kostüme: Lovis Hauser
Licht: Sascha Tillard
Dramaturgie: Constanze Kargl, Michael Billenkamp

Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Dauer: 1 Stunde 20 Minuten, Keine Pause

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Schauspiel

Die Kopenhagen-Trilogie

nach den Romanen «Kindheit» - «Jugend» - «Abhängigkeit» von Tove Ditlevsen

für die Bühne bearbeitet von Tom Silkeberg
aus dem Dänischen von Ursel Allenstein

Für das Talent und die Träume der heranwachsenden Tove ist im Kopenhagener Arbeiterviertel Vesterbro der 1920er-Jahre kein Platz. Mit vierzehn Jahren muss sie die Schule verlassen und gegen ihren Willen als Hausmädchen, später als Bürogehilfin arbeiten. Dennoch gibt sie sich nicht geschlagen, publiziert anfänglich Gedichte und Erzählungen und sucht ihre Befreiung unbeirrt im eigenen Schreiben. Tove Ditlevsen erzählt in der «Kopenhagen-Trilogie» immer entlang der eigenen Biografie von der Flucht aus einem komplizierten Alltag in die Narration und webt dabei Realität und Fiktion raffiniert ineinander. Ihre gleichnamige Ich-Erzählerin berichtet ebenso humorvoll wie lakonisch von Privatem, das nichtsdestotrotz politisch ist.

Die Schonungslosigkeit, mit der Ditlevsen davon schreibt, was es bedeutet, als Frau mehr zu wollen als einem von der Gesellschaft zugestanden wird, steht dabei in keinem Widerspruch zu ihrer Utopie eines durch Kunst und Literatur gelingenden Lebens. Ditlevsens Autofiktion lässt sich als Anleitung zur Selbstermächtigung verstehen und ist ein widerständiges weibliches Vermächtnis einer großen Schriftstellerin.

Bereits zweimal angekündigt unternimmt das Residenztheater nun einen dritten Anlauf, dieses wichtige Projekt zu realisieren. Regie führt Elsa-Sophie Jach, Hausregisseurin am Residenztheater, deren hochmusikalische, verspielte Inszenierungen stets originelle und originäre Textinterpretationen sind.

Inszenierung und Fassung: Elsa-Sophie Jach
Bühne: Marlene Lockemann
Kostüme: Aino Laberenz
Komposition und Musikalische Leitung: Samuel Wootton
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Constanze Kargl

Dauer: 2 Stunden, Keine Pause

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

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Schauspiel

Moby Dick

nach dem gleichnamigen Roman von Herman Melville

aus dem Amerikanischen von Matthias Jendis für die Bühne bearbeitet von Malte Ubenauf

Nach Ibsens Peer Gynt ergreift in der zweiten Spielzeithälfte ein anderer Meister der Fabulierkunst das Wort. Ein Erzähler, der seine Zuhörer*innen auffordert, ihn Ismael zu nennen, entert mit seinem Seemannsgarn die Bühne des Residenztheaters. Was folgt, ist ein wahres Ungetüm an Erzählung: Ismael heuert auf der «Pequod», einem alten Walfänger an und sticht auf dieser schwimmenden Fabrik der Trangewinnung in See. Ziel dieser Fahrt ist jedoch nicht allein – wie sich herausstellen wird – die blutige Ausbeutung der Weltmeere und ihrer riesenhaften Meeressäuger, sondern der persönliche, hasserfüllte Rachefeldzug eines «gottlosen, gottgleichen Mannes», des einbeinigen Kapitäns Ahab. Mit an Shakespeare erinnernder Sprachgewalt schwört der Kapitän seine Mannschaft darauf ein, den sagenumwobenen weißen Wal, der ihm einst das Bein abgerissen hat, in den Meeren zu suchen und zur Strecke zu bringen.

«Ich habe ein böses Buch geschrieben», teilt Melville seinem Idol Nathaniel Hawthorne brieflich mit – und meint damit sein in vielerlei Hinsicht ausuferndes Werk «Moby Dick». Zu Melvilles Lebzeiten fand der 1851 erschienene Roman kaum Beachtung. Erst im 20. Jahrhundert, dreißig Jahre nach dem Tod seines Autors, wurde er für die literarische Moderne und als Meisterwerk neu entdeckt. Dabei ist «Moby Dick», das Buch, so einzigartig wie Moby Dick, der weiße Wal: eine Erzählung, die das Bekannte sprengt – ein Mischwesen aus Abenteuerroman, Enzyklopädie, Naturbetrachtung, philosophischer Spekulation, elisabethanischer Dramatik, biblischer Sprachmächtigkeit, nautischen Zoten und derbem Wortwitz. Das Buch und der Wal – beide sind ein Rätsel, eine Chiffre, offen für die Deutungen der jeweiligen Jetztzeit: Ist «Moby Dick» das Drama eines Fanatikers oder vielmehr derer, die bereit sind, dem Wahngebilde eines Demagogen bis in den Untergang zu folgen? Beschreibt es eine epische Schlacht zwischen Naturgewalt und menschlichem Beherrschungswillen oder die Suche nach Sinn und Bedeutung in einem sinnentleerten Kosmos? Oder ist der Planet Erde etwa selbst wie ein Schiff im Meer des Weltalls? Aber wer zum Teufel ist dann dieser Moby Dick?

Der dem hiesigen Publikum bestens bekannte Regisseur Stefan Pucher kehrt nach München zurück und bringt in seiner ersten Arbeit am Residenztheater Melvilles Opus magnum auf die Bühne.

Inszenierung: Stefan Pucher
Bühne: Barbara Ehnes
Kostüme: Annabelle Witt
Musik: Christopher Uhe
Licht: Gerrit Jurda
Video: Chris Kondek
Dramaturgie: Ewald Palmetshofer

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 2 Stunden 15 Minuten, Keine Pause

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Schauspiel

Prima Facie

von Suzie Miller

Tessa Ensler ist eine knallharte Strafverteidigerin. Mit Anfang dreißig hat sie geschafft, was die wenigsten ihr zugetraut hätten: den Weg aus einem Milieu ohne Privilegien an die Eliteuni und dann in die Topkanzlei. Ihre Königsdisziplin ist die Verteidigung in Fällen sexueller Übergriffe. Ist ihre Freispruchrate so hoch, weil sie eine Frau ist, wie geunkt wird? Oder weil sie so gut Lücken und Widersprüche in den Aussagen der weiblichen Opfer aufspürt? Tessa ist jedenfalls stolz, dass sie ihr Gegenüber im Zeugenstand nicht quält wie manch anderer Kollege, aber sie glaubt auch an das Rechtssystem, das im Zweifel zugunsten der Angeklagten entscheidet. Doch diese Überzeugung wird erschüttert, als sie selbst vergewaltigt wird. Der Täter ist kein Unbekannter, sondern ihr Kollege Julian, mit dem sie eine Büroaffäre, vielleicht aber auch der Beginn einer tieferen Liebesbeziehung verbunden hat. Als sie Anzeige erstattet, ist ihr klar, dass die Anscheins- oder Prima-facie-Beweise nicht für sie sprechen – schließlich waren neben ihrer anfänglichen Anziehung auch mehrere Flaschen Wein im Spiel –, aber es geht ihr nicht nur um persönliche Gerechtigkeit, sondern auch um die Abrechnung mit einem von Männern geschaffenen Justizsystem, an das sie ihr Leben lang geglaubt hat.

Wie Ferdinand von Schirach arbeitete auch die australische Autorin Suzie Miller selbst als Strafverteidigerin – und zwar im Menschenrechtssektor, heute schreibt sie für Theater, Film und Fernsehen. «Prima Facie» wurde 2020 mit den wichtigsten australischen Preisen für neue Dramatik ausgezeichnet sowie mit dem Olivier Award, der höchsten Auszeichnung im britischen Theater. 2022 feierte es im Londoner Westend Erfolge und seit Frühjahr 2023 ist es am New Yorker Broadway zu sehen. Das furiose Monodrama, in dem Tessa Stück für Stück ihre Lebensgeschichte erzählt und alle auftauchenden Figuren gleich mitspielt, inszeniert Hausregisseurin Nora Schlocker, die in den vergangenen Spielzeiten sowohl Gegenwartsdramatik als auch Klassiker feinfühlig und klar auf die Bühne gebracht hat.

aus dem Englischen von Anne Rabe
Inszenierung: Nora Schlocker
Bühne und Kostüme: Marie Caroline Rössle
Musik: Albrecht Zieper
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Almut Wagner

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause

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2 Gespräch

Resi ruft an

Die Schauspieler*innen des Residenztheaters spielen, lesen und erzählen kurze Szenen aus den aktuellen Stücken, Ausschnitte aus Lyrik und Literatur – für Sie ganz persönlich und live am Telefon.

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Bewertungen & Berichte Resi ruft an

30.04.20, 08:38, jen Direkter und persönlicher in der aktuellen Kontaktverbots-Zeit Kultur genießen wie die Idee des Resi

Direkter und persönlicher in der aktuellen Kontaktverbots-Zeit Kultur genießen wie die Idee des Residenztheaters geht kaum noch.

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Residenztheater

Das Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel) ist eines der traditionsreichsten und mit einem Ensemble von über 50 Schauspieler*innen und mehr als 450 Mitarbeiter*innen größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum. Seine Historie beginnt im 18. Jahrhundert als Kurfürstliches Hof- und Nationaltheater. Bespielt werden drei Spielstätten: das Residenztheater am Max-Joseph-Platz mit 881 Plätzen, das Cuvilliéstheater mit 437 Plätzen und der Marstall mit ca. 146 Plätzen, alle in unmittelbarer Nachbarschaft der Residenz im Herzen Münchens.

Seit 2019 ist Andreas Beck Intendant. Das Residenztheater unter seiner künstlerischen Leitung steht für ein Ensembletheater, das den Schwerpunkt auf zeitgenössische Dramatik mit Uraufführungen und Neudichtungen neben der Pflege eines klassischen Repertoires legt. Klassische Stoffe und Texte werden aus dem Hier und Jetzt heraus befragt und erfahren eine Neudichtung oder Übertragung. Mit der Uraufführung von Ewald Palmetshofers für das Residenztheater als Auftragswerk entstandenem Theatertext «Die Verlorenen» wurde die erste Spielzeit der neuen Intendanz am 19. Oktober 2019 im Residenztheater eröffnet.

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Bewertungen & Berichte Residenztheater

Aufführungen / Oper Bayerische Staatsoper München München, Max-Joseph-Platz 2
Aufführungen / Theater Volkstheater München München, Tumblingerstraße 29
Aufführungen / Theater Staatstheater am Gärtnerplatz München München, Gärtnerplatz 3
Aufführungen / Theater Residenztheater München München, Max-Joseph-Platz 1
Aufführungen / Theater theater VIEL LÄRM UM NICHTS - München München, August-Exter-Str. 1
Ereignisse / Festival Opernfestival Gut Immling, Halfing 30.11.-29.12.24 / 21.6.-10.8.25
Aufführungen / Theater Münchner Kammerspiele München, Falckenbergstraße 1
Aufführungen / Theater Teamtheater München München, Am Einlaß 2a / 4
Aufführungen / Musical Deutsches Theater München München, Schwanthalerstraße 13
Aufführungen / Kabarett Münchner Lustspielhaus München, Occamstr. 8
Aufführungen / Theater Komödie im Bayerischen Hof München, Promenadeplatz 6
Aufführungen / Theater theater ... und so fort München, Hans-Sachs-Str. 12
Aufführungen / Kulturveranstaltung FestSpielHaus gGmbH München, Quiddestr. 17
Aufführungen / Theater Tatwort Improvisationstheater München, Rumfordstr. 29-31
Aufführungen / Theater Oberanger Theater München München, Oberanger 38
Aufführungen / Theater Kleine Bühne München München, Kazmairstraße 66
Aufführungen / Theater fastfood theater München, Betriebsbüro: Häberlstraße 20
Aufführungen / Theater HochX München, Entenbachstr. 37
Aufführungen / Theater TamS-Theater München, Haimhauser Str. 13 a
Aufführungen / Theater MÜNCHNER GALERIE THEATER München, Geigenbergerstr. 37

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